NSU Damentourenrad Mod. 55-2, Baujahr 1951

1995 wurden mir ein NSU Damen und ein Herrenrad von ihrem Erstbesitzen, einem älteren Ehepaar, zur Inzahlungnahme angeboten.Das Damenrad behielt ich nach einer milden Aufarbeitung in meiner Sammlung. Nur die notwendigsten und nicht mehr zu rettenden Teile wurden erneuert.

Die Rahmennummer weist es als Baujahr 1951 aus. Seine fischsilberblaue Lackierung mit cremefarbenem Strahlenkopf zeigt die wiedergewonnen Farbigkeit der frühen Nchkriegszeit. Ein Hauch von Luxus. Kratzspuren im Lack an Rahmen, Gabel und Schutzblech auf der linken Seite des Rades zeugen aber von einem harten Arbeitsalltag als Verkehrsmittel. Hier hing ds typische Einkaufsnetz, mit dem die Hausfrau ihre Besorgungen erledigte und scheuerte den Lack ab. Mit seinen über den Lenker gehangenen Griffen arbeitete sich das wohl immer schwergefüllte Netz im jahrelangen Gebrauch durch den Chrom tief in den Stahl ein. Der so gekerbte Lenker musste erneuert werden. Viele Nachkriegsräder weisen diese linksseitigen Spuren auf. Damalige Taschen ließen sich nur bedingt sicher an den Gepäckträgern befestigen. Und der fehlene Blick auf den Gepäckträger während der Fahrt auf den vielen Kopfsteinpflasterstraßen ließ es auch ratsam sein, die Taschen einfach über den Lenker zu hängen, und lieber im Auge zu behalten, auch wenn das Lenkverhalten dadurch negtiv beeinflußt wurde. Unsere heutigen Gepäckträger und einhängbaren Gepäcktaschen waren so gut wie unbekannt und auch nicht für  beliebeiges Transportgut per se geeignet. Ja und linksseitig, ganz einfach deshalb, weil rechts der Vorderradbremsgriff ein Ein- und Überhängen behinderte.
Das Rad hat eine Bosch Lichtanlage. Der Damenledersattel stammt von Brünninghaus. Das daran anhängende Werzeugtäschchen trägt das NSU Logo und enthält noch das origianle NSU Flickzeugdöschen, einen NSU Werkzeug "Knochen" und den Schlüssel für das seinerzeit als sehr sicher erachtete Bremsankerschloß von Hebie an der Rücktrittnabe. NSU Logos finden sich auch auf den Bakelitlenkergriffen, der Glocke, dem Kettenschutz (der seinen Chrom einbüßte) und der Vorderradschutzblechfigur.

Das auf dem hinteren Schutzblech aufgenietete Blechschild des auslieferneden Händlers stammt noch aus der Zeit bevor Buer i.W. (in Westfalen) nach Gelsenkirchen eingemeindet wurde.

Der dortige Heimatverein recherchierte für mich dessen Geschichte. Zusammen mit dem Rad ermöglicht sich so ein kleiner Einblick in das Geschehen der Nachkriegszeit im Ruhrgebiet.

September 2014. 

Das schöne NSU Rad hat eine neue Heimat gefunden, und befindet sich jetzt in Sammlerhänden am Niederrhein.