ASSOS Werksbesichtigung

Lugano, 24.10.2011 Besuch bei ASSOS
(Der Besuch ist schon eine kleine Weile her, war aber so interessant, dass wir den Bericht nicht vorenthalten möchten)
Die Frage, was der führende Radsportbekleidungshersteller ASSOS eigentlich ist, lässt sich mit der unübertroffenen sprachlichen Direktheit der Menschen aus dem Ruhrgebiet ganz einfach beantworten: „Datt sind völlig Radsportverrückte, die nur auf dem Rad sitzen, und sich dauernd wat einfallen lassen, wat man an der Bekleidung noch besser machen kann“.
In der Tat ist da am Luganer See mit ASSOS ein Hot Spot der internationalen Radsportentwicklung zu sehen. – Scheint das Fahrrad in seiner Entwicklung als Sportgerät heute an  kaum noch verbesserbare Grenzen zu stoßen, zumal wichtige Parameter wie Gewicht, Maße, Sitzposition durch die UCI festgelegt sind, rückt der  Akteur wünschenswerterweise immer mehr in den Fokus. Nicht nur die Trainingsmethoden werden immer mehr verfeinert, auch das körperliche Wohlbefinden, das wichtigste Zahnrad im Getriebe für die richtige Trainingsmotivation, wird permanent verbessert. Das heißt neben dem wichtigen Kapitel Ernährung für uns Nacktaffen nun mal Bekleidung.

Richtige, dem Zweck entsprechende Funktionsbekleidung.
Wie entwickelt ASSOS diese?
Wie macht ASSOS das?
Erstaunlich einfach. – Man fährt wirklich wie „bekloppt“ Fahrrad und bemerkt dabei, wo es kneift. – aber dann kommt’s: Und scheut keinen, wirklich keinen Aufwand um Vorhandenes zu verbessern.
Da wird z.B. bis zu 40 mal ein und dasselbe Bekleidungsstück verändert, neu entworfen, getestet, geändert, wieder getestet usw. bis es endlich für gut befunden in Produktion geht.
Faser- und Textilhersteller werden mit immer neuen Forderungen an die Eigenschaften regelrecht genervt. So lange, bis es passt.
Hier liegt auch der Grund dafür, warum einige Artikel schon jahrelang im Programm sind. Sie funktionieren. Und wenn sie doch gut sind, warum dann ändern? – Bestimmt nicht aus schnöden, modischen Gründen. Und überhaupt Mode. Ist sie nicht einfach toll, wenn sie so der Funktion folgt wie bei ASSOS? Fast müsste man  durch und mit ASSOS den Begriff Mode neu füllen. Auf jeden Fall hat man mit ASSOS eine Referenz für die Designmaxime “form follows function“.

ASSOS research & development

Findet man bei ASSOS, im Vergleich mit anderen Bekleidungsherstellern, keine ausgeprägte Stylingabteilung, wo Designer ihre Kreativität in immer neuen entwürfen, dessen was wir in der nächsten Saison zu tragen haben, freien Lauf lassen, so begegnet einem bei allen Mitarbeitern der Enthusiasmus für den Radsport. - Gab es überhaupt eine Tür, einen Raum in der Fabrik, vor der, in dem nicht ein offensichtlich genutztes Rennrad stand? –

Kleines Beispiel gefällig, wie begeistert und leistungsorientiert die so genannte Werksmannschaft (der lose Zusammenschluss aus Mitarbeitern und Freunden. Auch Cancellara fährt ab und zu mit. Das uns von allen Abbildungen in den Katalogen wohl bekannte männliche Model, der  Mensch heißt übrigens Andrea Zamboni (ja, er fährt wirklich Fahrrad) und ist hauptberuflich der Apotheker in der Nähe von ASSOS, testet mal den Chronosuit Zeitfahranzug auf seine Eigenschaft für Triathlon. Ja wo wohl? Auf Hawai, beim Ironman 2011 natürlich. Soll doch ein richtiger Test sein. Und kommt mit einer Wahnsinnszeit von 8:53 als 40. overall ins Ziel. Selbstredend ist er als 41jähriger 1. seiner Altersklasse.
Learning by doing. Auch das kann research & development sein.

Zegho Eye Protection – „Die Radbrille“

ASSOS lud uns zur Produktvorstellung seiner neuen, ersten Radbrille, der Zegho ein. Uns ist doch allen schon mal aufgefallen, dass alle Brillen auf dem Rad irgendwann lästig werden und einfach nur nerven. Sie sitzen nicht dicht, beschlagen, der Kontrast stimmt nicht oder ist unnatürlich, sie verzerren oder müssen situativ (z.B. Tunnel rein – raus) schnell auf- und abgesetzt werden und passen häufig erst gar nicht zur Kopfform, etc., all das kann die Zegho besser. Es hat nur 4 Jahre intensives Bearbeiten (äh, zusammenarbeiten mit) der Fa. Carl Zeiss Vision bedurft und schwupp, schon ist die Radbrille besser. Geht doch! Zeiss war anfangs gar nicht so überzeugt davon, dass sich die ASSOS Forderungen überhaupt erfüllen ließen.  Nun ist sie da und lässt sich fast gleich wieder vergessen, so unauffällig wie sie im Gebrauch ist. Einfach toll.

Ausblick. Zukunft.

ASSOS erscheint mir als „persona sui generis“. Man ist sich selbst Maßstab und wird nicht ruhen. Die Entwicklung geht weiter. Das Bessere ist des Guten Feind. Und wir werden mit Sicherheit auch in Zukunft die eine oder andere Überraschung aus St. Pietro di Stabio bekommen.

Freuen wir uns „drauf“.